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Schwarzes Bayern | My Tide Interview
Schwarzes Bayern


Kyra Cade: Stellt Euch bitte kurz vor.

Stefan: Die Band My Tide besteht derzeit wieder aus drei Musikern und das wird wohl auch so bleiben. Tobias Norff macht bei uns den Bass, die Vocals und Keyboards, Jörn Dackow spielt die Drums und ich (Stefan Frost) bin für die Gitarre und ebenfalls für die Vocals und Keyboards zuständig. Tobias und ich teilen uns die Stimmen, um so mehr gesangliche Bandbreite zu erlangen. Er growlt und ich singe klar bis halb klar mit angerauter Stimme. Seit dem Jahr 1997 sind wir jetzt mit My Tide unterwegs, Jörn stieß 2007 dazu, nachdem unser vorheriger Drummer ausgestiegen war. Angefangen haben wir mit weiblichen Vocals und Drum-Computer, im Laufe der Zeit entschieden wir uns aber für einen Drummer aus Fleisch und Blut, außerdem passen männliche Vocals besser zu unserem Stil. Seitdem haben wir mehrere Demos und Alben produziert, waren auf Samplern zu hören und haben natürlich einige Live-Konzerte gegeben.

K.C.: My Tide ist ein Bandname, den man nicht sofort verstehen und einordnen kann. Könnt ihr erklären, wie es zu dem Namen kam?

S.: Tobias und ich kamen auf den Namen 1997. Wir hatten damals noch nichts Passendes gefunden, also verabredeten wir uns zum Essen, um zu überlegen, was am besten zu uns und unserer Musik passen würde. Da wir eine sehr enge Bindung zum Wasser und dem Meer haben, wir sind ja Nordlichter, wollten wir einen Namen haben, der das auch wiedergibt. Übersetzt heißt der Name My Tide „Meine Gezeiten“. Tide kommt von Tidenhub, also dem Scheitelpegel einer Flut und dem untersten Pegelstand einer Ebbe. Da unsere Texte hauptsächlich die Gedanken unseres realen Lebens wiederspiegeln und das Leben auch Höhen und Tiefen für uns bereit hält, entschieden wir uns letztendlich für den Namen My Tide, also „Meine Gezeiten“.

K.C.: Welches Genre bedient ihr?

S.: Unsere heutige Musikrichtung würden wir wohl am ehesten als eine Mischung aus Gothic, Metal und Doom beschreiben. Allerdings sind wir sehr offen für andere Einflüsse, so waren auf unserer letzten CD beispielsweise auch Blackmetal-Einflüsse zu vernehmen. Ich kann gar nicht genau sagen, ob wir nur ein spezielles Genre abdecken. Unsere produzierten CDs waren dafür sicherlich zu unterschiedlich. Wenn wir zum Beispiel das 2007 produzierte Album Love, lies, anguish nehmen, das wirklich sehr melodische und poppige Songstrukturen innehat und es der letzten CD This cold age gegenüberstellen, mit weitaus mehr Doom- und Blackmetal-Einflüssen, dann müsste ich sagen, wir decken das Gothic-Genre genauso ab, wie zum Beispiel die Fraktion der Hörer, die auf eher härtere Klänge stehen. Es ist eben ein Prozess; auf der bald erscheinenden CD wird es beispielsweise eine gekonnte Mischung aus den beiden vorherigen genannten CDs geben. Wir machen keine Musik um ein Genre zu bedienen oder einer Strategie zu folgen. Wir sind eben Musiker und machen Musik, die uns gefällt.

K.C.: Euch gibt es bereits seit 1997. Mit welchen Erwartungen, Wünschen und Hoffnungen habt ihr My Tide aus der Taufe gehoben?

S.: Ich denke, wir unterschieden uns mit unseren Erwartungen nicht von anderen Musikern. Wenn man anfängt selbst Musik zu machen, hat man beispielsweise den Traum auf einer Bühne seine Musik anderen Menschen zu präsentieren, die im Idealfall die Musik dann auch gut finden. Da spielt sicherlich auch immer eine Portion Narzissmus eine Rolle. Natürlich hat man mit Anfang 20 den  Traum, einen guten Label-Vertrag zu bekommen und von seiner Musik leben zu können. Das relativiert sich mit den Jahren. Ich habe mit der Zeit so viele Musiker kennengelernt, die wirklich nichts anderes machen als Musik und wirklich nicht gut davon leben können. Unterhält man sich oberflächlich mit diesen Menschen, dann klingt das Profi-Musikerdasein immer sehr blumig, fragt man näher nach, dann erkennt man schnell, dass diese Musiker sich häufig am Existenzminimum bewegen. Nur die wenigsten können sehr gut davon leben, daher sind wir alle drei froh, uns in anderen Bereichen hauptberuflich etabliert zu haben.

K.C.: Hat sich alles erfüllt?

S.: Teilweise schon, immerhin haben wir insgesamt fast sechs CDs produziert und durften unsere Musik häufig anderen Menschen präsentieren, ob nun live, im Internet oder auf Sampler-Beiträgen. Das mit dem Label hat bis heute leider nicht funktioniert. Allerdings hatten wir 2002 einen Vertriebs-Deal mit Twilight Distribution, unser Album Impressions from a dying world war damals beispielsweise bei Mediamarkt und Saturn erhältlich. Mein größter Wunsch hat sich allerdings erfüllt, nämlich dass ich nach 22 Jahren des GitarreSpielens immer noch nicht müde bin, weiterhin Musik mit Leidenschaft zu produzieren und diese dann anderen Menschen zu präsentieren.

K.C.: Was war bisher das absolute Highlight?

S.: Als Highlights würde ich unsere Club-Konzerte zwischen 2002 und 2005 bezeichnen. Bei diesen Konzerten haben wir viele musikbegeisterte Menschen kennengelernt, mit denen wir einen guten Austausch hatten.

K.C.: Ihr sagt selbst, ihr erfindet euch immer wieder neu. Heißt das im Umkehrschluss, ihr habt euch noch nicht gefunden?

S.: Um auf jeder CD immer wieder dasselbe zu machen, sind wir uns zu schade. Ich würde sagen, wir ergänzen den Stil der vorhergegangenen CD mit wieder neuen Einflüssen. Das „immer wieder selbst erfinden“ ist tatsächlich eine Tatsache, zu der wir uns selbst verpflichtet haben. Wenn ich mir heute Bands anhöre, die ich bereits vor 10 Jahren gehört habe und sie klingen heute immer noch genauso, dann kann es meiner Meinung nach nur an zwei Dingen liegen.
Erstens: Die Band hat keine Ideen.
Zweitens: Sie müssen die Fans mit immer demselben Stil bedienen, wie bereits vor zehn Jahren, um diese nicht zu verlieren.
Die Angst etwas Neues auszuprobieren haben wir nicht. Natürlich spielen beim Songwriting-Prozess auch äußere Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel die Stimmung der Musiker. Ich denke, wir erfinden uns immer wieder neu, ohne den roten Faden zu verlieren.

K.C.: Bisher sind fünf Alben von euch erschienen, die auch richtig reinhauen. Gibt es eins, das ihr besonders empfehlen würdet?

S.: Mein persönlicher Favorit ist das Love, lies, anguish-Album. Wir hatten 2007 ganze zwei Jahre für das Songwriting und die Produktion aufgewendet, weil die äußeren Umstände dies zuließen. Ich denke, das hört man der CD an. Tobias würde an dieser Stelle sicherlich unser letztes Album This cold age nennen, weil er eher auf einen sehr rohen Sound steht.

K.C.: Wer schreibt bei euch die Songs?

S.: Das variierte bislang von CD zu CD. Das Songwriting für unsere erste Demo Tired haben Tobias und ich gemeinsam gemacht. Das zweite Demo Sounding Lead habe ich komplett alleine geschrieben und aufgenommen. Zu unserem ersten Album Impressions from a dying world habe ich die Musik geschrieben und Tobias die Texte. Genauso haben wir das bei dem zweiten Album Love, lies, anguish gehandhabt. Für unsere letzte CD This cold age hat Tobias fast (bis auf einen Titel) die komplette Musik und die Texte im Alleingang geschrieben. Ich habe mich quasi nur noch ins Studio begeben, um die Gitarren einzuspielen und meine Gesangsparts beizusteuern. Die bald erscheinende Scheibe ist ein Gemeinschaftsprodukt von allen drei Musikern. Wir verfolgen beim Songwriting-Prozess keine Regeln.

K.C.: Gibt es Themen, die ihr am liebsten besingt?

S.: Wir schreiben über Dinge, die die Menschen beschäftigen (außer Bildzeitungsleser vielleicht). Es geht viel um zwischenmenschliche Beziehungen (nicht nur Frau/Mann-Beziehungen) und den Umgang damit. Dabei schildern wir unsere teilweise sehr skurrilen Gedanken, die sicherlich häufig nicht leicht nachzuvollziehen sind. Im Schwerpunkt geht es in den Texten, zur Musik passend, um die Schattenseiten und Abgründe des menschlichen Daseins.

K.C.: Kann man My Tide auch außerhalb Hamburgs live erleben?

S.: Natürlich, wir sind zu jeder Schandtat bereit und sind auf Hamburg nicht festgelegt.

K.C.: Wo würdet ihr gerne mal auftreten?

S.: Wacken wäre für uns sehr attraktiv, dann müssten wir nicht mal besonders weit fahren.

K.C.: Wer inspiriert euch?

S.: Musikalisch haben uns häufig skandinavische Bands inspiriert. Die alten Sachen von Sentenced finden wir sehr gut. Intelligente Musik in Verbindung mit ausdrucksstarken Texten, die über das 08/15 Larifari hinausgehen. Als einzelnen Musiker muss ich hier auch noch mal Taneli Jarva nennen. Er war früher Sänger bei Sentenced und ist mittlerweile Kopf der Band The Black League. Seine Stimme, seine Texte und sein Songwriting sind außergewöhnlich. Wir mögen generell Bands, die einzigartig sind. Wer braucht schon den 100. Klon von Band x.

K.C.: Welche Pläne habt ihr für die nahe Zukunft?

S.: Wir wollen jetzt erst mal unsere aktuelle CD fertigstellen und danach so oft live spielen wie möglich.

K.C.: Ein paar Worte zum Abschluss?

S.: Wir möchten uns bei Dir für das Interview bedanken und STAY METAL!

K.C.: Vielen Dank für das Interview!

Mehr über die Band erfahrt ihr im Bandblog, dort gibt es auch die CDs zu bestellen.





MY TIDE sind eine Formation aus Hamburg, die seit 15 Jahren Gothic-Doom-Metal spielen und richtig gut klingen. Wer aber dahintersteckt und was das Trio so alles bewegt, verrät Bassist Tobias in diesem Interview.

Kyra Cade: Hallo MY TIDE. Wie geht’s euch?
Tobias: Angesichts dieser verkommenen Rasse namens Mensch und dieser völlig kaputten Welt, in die wir hineingeboren wurden, würde ich sagen: Den Umständen entsprechend gut.

K.C.: Was ist bei euch gerade los? Seid ihr dabei, neue Songs für ein weiteres Album zu schreiben?
T.: Wir stecken mitten in den Aufnahmen zum nächsten Album und haben zwischendurch zwei gute Gigs in Hamburg gespielt. Nebenbei kümmern wir uns um unsere Internetauftritte, Fotos und Layout für die neue Scheibe. Uns wird also nicht langweilig.

K.C.: Wie hat das mit MY TIDE angefangen? Wie kam es zur Bandgründung und warum?
T.: Stefan und ich haben uns bei THOUGHTS OF GRIEF getroffen und dort einige Zeit zusammengespielt. Irgendwann hatten wir beide die Nase voll und verließen die Band. Anschließend gründeten wir MY TIDE. Das war 1997. Seitdem machen wir, abgesehen von einer kurzen Unterbrechung, in der Stefan eine Auszeit benötigte, gemeinsam die Musik, die uns gefällt.

K.C.: Beschreibt eure Musik bitte mit fünf Adjektiven.
T.: Hart, dunkel, bedrohlich, schön, abwechslungsreich.

K.C.: Fünf CDs und all in Eigenproduktion entstanden. Sucht ihr nach einem Label oder wollt ihr unabhängig bleiben?
T.: Klar suchen wir. Dabei geht es uns allerdings nicht darum, auf unsere alten Tage noch zu Rockstars zu mutieren. Vielmehr möchten wir, dass mehr Leute da draußen die Möglichkeit haben, unsere Musik für sich zu entdecken. Zusätzlich ist es mit einem Vertrag in der Tasche natürlich einfacher, an gute Gigs zu kommen. Wir stehen halt gerne auf der Bühne.

K.C.: Was macht Doom-Gothic-Metal aus?
T.:Die Mischung aus Härte und Gefühl macht diese Stilrichtung aus. Nur auf die Fresse ist langweilig. Unsere Musik lebt von der Abwechslung. Ein hartes Riff kommt im Anschluss an einen ruhigen Part viel geiler und umgekehrt.

K.C.: Das größte Vorbild?
T.: Gibt es nicht, aber eine Menge Bands, die unserer Ansicht nach großartige Songs schreiben: LAKE OF TEARS, TYPE O NEGATIVE (R.I.P.), THE BLACK LEAGUE, SATYRICON, SAMAEL, A PALE HORSE NAMED DEATH, NACHTMYSTIUM, HADES. Diese und viele andere Band haben uns unterbewusst inspiriert. Wir hören alle leidenschaftlich gerne Musik unterschiedlichster Richtungen.

K.C.: Momentan läuft wieder DSDS. Schaut ihr das an?
T.: Nein, da kommt mir die Galle hoch. Verstehen die Leute vor der Glotze denn nicht, dass da einfach nur eine gewaltige Gelddruckmaschine läuft? Angefangen von den Telefongebühren, die sich der Sender zum Großteil einstreicht, bis hin zu den Knebelverträgen. Abartig!

K.C.: Würdet ihr an einer dieser Castingshows teilzunehmen?
T.: Um uns einen Spaß daraus zu machen und die Leute zu schocken, vielleicht ja.

K.C.: Was wird man über MY TIDE niemals hören oder lesen?
T.: MY TIDE gewinnen DSDS.

K.C.: Was soll 2013 für euch bringen?
T.: Ein kleiner Deal wäre schon nicht schlecht. Ansonsten freuen wir uns über Auftrittsmöglichkeiten und hoffen natürlich, dass unser neues Album soundtechnisch gelingt.

K.C.: Vervollständigt bitte den Satz: Musik ist für mich….
T.: Gefühl.

K.C.: Welche Schlagzeile über euch, würdet ihr in diesem Jahr gerne lesen?
T.: MY TIDE rocken die Markthalle

K.C.: Vielen Dank für das Interview!


New Metal Media von Ron Paustian






Nachdem wir euch gerade die Doom Gothic Band "My Tide" aus Hamburg vorgestellt haben. Jetzt legen wir noch einmal nach. Ich bin froh über das Interview mit Stefan Frost, welcher sich sehr offen über die Band, Metal und Behinderung und über die Pläne der Band äußert.

NMM: Stell eure Band vor und natürlich die Musik die ihr macht
Stefan: My Tide besteht jetzt mittlerweile seit 1997. Gegründet wurde die Band von Tobias Norff und mir (Stefan Frost). Innerhalb dieser Zeit hat sich die Musik immer wieder von CD zu CD verändert. Ich denke es ist sehr schwierig uns stilistisch 100 prozentig einzuordnen zu können. Ich würde sagen, wir sind am ehesten im Metal, Gothic und Doom verwurzelt. Angefangen haben wir in einer dreier Konstellation mit Drumcomputer Sounds und weiblichem Gesang. Die erste Demo CD entstand 1997. Man kann sagen, dass auf dieser CD schon fast Gothic Pop Klänge mit harten Gitarren zu hören waren. Herrn Norff und mir war dieser Stil eigentlich nicht hart genug, da wir privat eher härteren Klängen lauschen. So entschlossen wir uns dann, nach Fertigstellung der ersten Demo CD, gegen den weiblichen Gesangsstil. Wir wollten mehr gesangliche Härte. Auf der zweiten CD „Sounding Lead“ ist dann bereits schon meine Stimme zu hören. Die Instrumental-Musik hat sich ab dieser CD auch noch einmal stilistisch gewandelt. Die Gitarrenarbeit wurde weitaus härter. Dem Drumcomputer sind wir auf der zweiten Demo CD allerdings noch treu geblieben, was sich dann aber ab dem Album „Impressions from a dying world“ änderte. Mit einem Drummer aus Fleisch und Blut lässt es sich eben besser Rocken. Christian Garagatti (Drums) blieb uns für zwei CDs („Impressions from a dying world“ und „Love, lies, anguish“), sowie etliche Gigs erhalten. Diese beiden Outputs unterschieden sich stilistisch auch wiederum von einander. Die „Impressions from a dying world“ CD klingt weitaus roher als das Nachfolgeralbum „Love, lies anguish“. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir ca. zwei Jahre Zeit auf die Entstehung von „Love, lies, anguish“ verwendet haben. Das 2011 erschienene Album „This cold age“ klingt wieder weitaus roher. Hier zeichnete ausschließlich Tobias Norff für das Songwriting und die meisten Gesangsparts verantwortlich. Ich stieg 1 Jahr bei My Tide aus, weil ich vom Musik machen eine Pause benötigte.  Pünktlich zu den Aufnahmen stieg ich aber wieder in die Band mit ein. Zurzeit arbeiten wir an einer neuen Scheibe, die sicherlich noch dieses Jahr erscheinen wird. Gesanglich haben wir uns in Bezug auf die neue Scheibe noch auf keinen festen Stil einigen können. Musikalisch wird es eine Mischung aus düsteren Metal und Doom geben.
NMM: Wie kamt ihr auf den Bandnamen „My Tide“?
Stefan: Wir wollten einen Band-Namen haben, der keinem speziellen Musik-Genre sofort zuzuordnen ist. Bei dem Namen My Tide kann man beim ersten lesen an alles Mögliche denken. Es könnte sich hierbei rein von der Namensgebung sogar um eine Jazz Band handeln. Ich denke, mit der Wahl des Namens wollten wir uns selbst die Freiheit geben, musikalisch in jegliche Richtung denken zu dürfen. Übersetzt bedeutet der Name meine Gezeiten und ich denke, dass passt bestens zu unserer Musik. Musik ist immer davon abhängig in welcher Gemütsverfassung sich der Songwriter zu dem jeweiligen Zeitpunkt befindet. Die Gezeiten verändern sich und unsere Gemütsverfassung auch. Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als wir den Namen wählten. Es war 1996 und Tobias Norff und ich saßen im Einstein (Kneipe, Restaurant in Hamburg). Auf einmal sagte Tobias „My Tide“ und ich sagte, ja genau das ist es!
NMM: Was war für euch ausschlaggebend Gothic / Doom Metal zu machen und welche musikalischen Vorbilder habt ihr?
Stefan: Das frage ich mich auch manchmal. Ich bin mit anderer Musik groß geworden. Meine ersten musikalischen Vorbilder waren für mich Metallica, Megadeth und Guns n´Roses, aufgrund der hervorragenden Gitarrenarbeit. Später hörte ich dann Bands wie Obituary, Bolt Trower und Sepultura. Allerdings entwickelte sich mein musikalischer Geschmack nicht rein in die Death oder Thrash-Metal- Richtung. Viel spannender fand ich Musik, die musikalische Härte, schöne Melodien, sowie einen gewissen Touch von Melancholie vermittelt.  Besonders gut gefällt mir beispielsweise die Amok CD von Sentenced oder das Songwriting von Paradise Lost und The Black League. Das ist für mich die Königsklasse. Mr. Norff ist musikalisch mittlerweile ganz und gar bei Doom- und Black Metal angekommen, obwohl wir sicherlich bei unseren ersten musikalischen Gehversuchen ähnliche Vorbilder hatten.
My Tide - This cold age CDNMM: 2011 erschien euer Album “This cold age" es ist düsterer als sein Vorgänger "Love,Lies, Anguish" wird dieser Stil euren weiteren musikalischen Weg prägen?
Stefan: Bestimmt wird der Stil von „This cold age“ unseren weiteren musikalischen Weg prägen, so wie die anderen Alben zuvor auch. Allerdings muss man hier noch einmal erwähnen, dass ich am Songwriting-Prozess von „This cold age“ nicht wirklich involviert war. Das ist in der jetzigen Band-Konstellation wieder anders. Ich denke die neue Scheibe wird eine Mischung aus „Love, lies, anguish“ und „This cold age“ werden.
Tobias Norff und ich haben, wenn es um das Songwriting geht unterschiedliche Herangehensweisen. Wir sind aber beide Fans von klar strukturierten Song-Schemata.
NMM: Wenn ihr an neuen Songs bzw. neuen Ideen arbeitet, wie läuft das bei euch ab, sind eure Songs eine Gemeinschaftsarbeit?
Stefan: Auch das war von CD zu CD ganz unterschiedlich. Die erste Demo CD entwickelten wir gemeinschaftlich. Die zweite Demo CD „Sounding Lead“ war ein absoluter Alleingänger meinerseits. Geplant hatte ich das Ganze damals eher als Solo-Projekt. Wir entschlossen uns erst später die CD unter dem Namen My Tide heraus zu bringen.  Das Album „Impressions from a dying world“ entstand wirklich sehr gemeinschaftlich, weil wir es auch genossen haben, endlich einmal mit einem Drummer aus Fleisch und Blut und nicht mit einem Computer Musik zu machen. Unsere Nachfolger CD „Love, lies, anguish“ entstand mehr oder weniger arbeitsgeteilt. Mr. Norff schrieb nahezu alle Texte und ich kümmerte mich um das Songwriting. Unsere letzte Scheibe entstand fast im Alleingang durch Mr. Norff. Unser neues Release entsteht zurzeit definitiv durch Gemeinschaftsarbeit. Also alles im Allem sehr unterschiedlich. Alles ist erlaubt und wir folgen keinen selbst auferlegten Regeln.  
NMM: Ihr wart ja eine der ersten Bands, die www.new-metal-media.de unterstützt haben. Wie sind eure persönlichen Erfahrungen mit behinderten Fans?
Stefan: Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal, ob wir Fans mit Behinderung haben oder nicht. Ich finde es spielt auch eigentlich keine Rolle. Musik-Fan ist eben Musik-Fan, ob mit oder ohne Behinderung. Wir waren eine der ersten Bands, die new-metal-media.de unterstützt haben, weil wir die Idee mehr als gut finden. Das Metal-Genre an sich verkörpert durch Bilder, Musik und Posen, Härte, Stärke und Unversehrtheit. Über das Thema Metal und Behinderung haben sich viele Fans und Bands sicherlich noch keine Gedanken gemacht. New-Metal-Media betreibt aus meiner Sicht grandiose Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf Barrierefreiheit in Clubs und trägt zur Sensibilisierung dieser Thematik bei.  
Interview | Tobias Norff | My TideNMM: Gibt es eurer Meinung nach Bedingungen die sich ändern müssen, damit das Zusammenleben mit behinderten Menschen einfacher wird?
Stefan: Ich glaube, ich würde die Frage an dieser Stelle gern umstellen: Wie kann man die Bedingungen verändern, damit sich das Leben behinderter Menschen vereinfacht?“
Und hierzu gibt es mittlerweile feste Vorgaben, durch die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Nun gut, Papier ist geduldig. Ich denke eine Sensibilisierung zu Themen, wie z.B. uneingeschränkte Teilhabe in der Gemeinschaft behinderter Menschen, was ja auch die Barrierefreiheit betrifft, muss durch Öffentlichkeitsarbeit seitens der Regierung und sozialer Organisationen passieren. Es darf nicht sein, dass der Mensch mit Behinderung durch Barrieren, in die unangenehme Lage versetzt wird, ständig umstehende Menschen um Hilfe bitten zu müssen. Es muss eine Umwelt geschaffen werden, die niemanden einschränkt.
NMM: Gerade kleine Locations und Festivals sind zumeist nicht behindertengerecht ausgestattet, setzt ihr euch als Band mit dem Thema auseinander?
Stefan: Natürlich haben wir uns auch schon mit diesem Thema auseinander gesetzt. Wir als kleine Band spielen auch eben nur in kleinen Clubs. Einige waren auch nicht Barriere frei. Wir bekamen schon mal mit, dass jemand im Rollstuhl beispielsweise sehr steile Treppen herunter getragen wurde. Ich finde es zwar super, dass es immer Menschen gibt, die sofort mit anpacken, schöner wäre es natürlich für den Menschen im Rollstuhl, wenn die Gegebenheiten so geschaffen wären, dass er hier nicht auf Hilfe angewiesen ist.   
NMM: Mit welchen Bands würdet ihr gerne die Bühne teilen oder welches Festival könnte euch als Band reizen?
Stefan: Ich würde mir gern mit Bands, wie z.B. The Black League, Anathema, Paradise Lost oder Satyricon die Bühne teilen. Ansonsten würde noch Sentenced auf meinem Wunschzettel stehen. Die gibt es aber leider nicht mehr. Also im Großen und Ganzen alle Bands, die mich seit meiner Jugend begleiteten.
NMM: Da ihr ja schon einiges an Konzerten gespielt habt, was war das skurrilste was euch auf einem Gig bisher passiert ist?
Stefan: Wir hatten einen Gig im Rockpalst Speicher in Flensburg. Der Veranstalter bestellte für uns ein paar Pizzen. Ein Typ der völlig drauf war, kam in den Backstage-Bereich und fing an vor uns zu Tanzen. Er kippte dabei immer wieder schlückchenweise Bier auf unsere Pizza, die vor uns lag. Ich glaube, dann wollte er noch auf die Pizza urinieren. Als er dabei war seine Hose herunter zu ziehen, wurde er von unserem damaligen Booker mit Gewalt nach draußen befördert. Tja, Dinge gibt’s, die gibt es eigentlich nicht…..
Interview | Jörn Dackow | My Tide NMM: Wer heute Musik macht hat es nicht einfach auf dem Markt, man muss sich immer wieder neue Dinge einfallen lassen, um die Aufmerksamkeit von potentiellen Fans zu erringen? Eine gute Möglichkeit hierzu sind soziale Netzwerke. Seid ihr auf Facebook und Co vertreten? Wie sind eure bisherigen Erfahrungen?
Stefan: Wir sind in allen erdenklichen Netzwerken vertreten. Facebook, Twitter, YouTube, MySpace, Google+ und noch einigen anderen. Meine Erfahrung ist, dass man mit Musik nicht reich werden kann. Die CD-Verkäufe über das Internet verlaufen für kleine Bands sehr schleppend. 2002 haben wir beispielsweise weitaus mehr CDs über unsere Homepage verkauft, als heute über alle Social-Media-Kanäle zusammen genommen. Außerdem glaube ich, dass der stinknormale Facebook-Nutzer müde ist, ständig Werbung von Bands zu erhalten. Und sowieso: Wieso kaufen, wenn man die CDs auch irgendwo anders kostenlos saugen kann. Ich habe mich vor 2 Jahren mal intensiv im Netz auf die Suche nach unserer CD „Impressions from a dying world“ gemacht und habe ein Portal gefunden, auf dem die Scheibe 80.000-mal kostenlos downgeloaded wurde. Was soll man dazu noch sagen. Ich persönlich sehe die Sozialen-Netzwerke als Instrument für unsere Öffentlichkeitsarbeit. Aber nur, weil man hunderte von Fans auf Facebook hat, bedeutet das nicht gleich, dass jeder eine CD kauft. Allerdings kommt man in Sozialen-Netzwerken mit einigen interessanten Menschen zusammen.
NMM: Welche Pläne habt ihr für 2012, gibt es bereits Termine wo man euch live erleben kann?
Stefan: Unsere Pläne für 2012 beschränken sich erst einmal auf unsere neue Scheibe und auf den Relaunch unserer Homepage. Gigs sind derzeit noch nicht geplant.


My Tide interview @ bleeding4metal

Bleeding 4 Metal 16.12.2003

"Impressions from a dying world", das aktuelle Album von MY TIDE hat mich ziemlich beeindruckt. Grund genug, ein bißchen mit der Band zu plauschen. Basser Tobias Norff nahm sich Zeit, meine Fragen zu beantworten.

Zuerst mal 'Hut ab' für "Impressions from a dying world".
Bevor wir jetzt aber übers Album sprechen, würdest Du bitte erst mal die Band vorstellen, ein paar Worte über die Gründung, die Geschichte und die Mitglieder sagen?

Tobias:   MY TIDE wurde 1998 von Stefan Frost und mir ins Leben gerufen. Kurze Zeit später kam eine Sängerin hinzu, mit der wir die Demo-CD "Tired" aufnahmen. Damals arbeiteten wir noch mit einem Drum-Computer. Es folgten ein paar kleinere Gigs in dieser Besetzung (samt Drum-Computer), bevor wir uns recht schnell wieder von den weiblichen Vocals trennten. Unsere Musik war zu diesem Zeitpunkt wesentlich seichter und deutlicher im Gothic verankert. Es folgte eine weitere CD "Sounding Lead" mit deutlich härterer Musik, die Stefan komplett in Eigenregie aufnahm und die eigentlich als Projekt unter einem anderen Namen laufen sollte. Zu diesem Zeitpunkt beschlossen wir, mit MY TIDE eine ähnliche Richtung einzuschlagen und keine weiblichen Vocals mehr zu verwenden - und so wurde "Sounding Lead" doch unter dem MY TIDE Label veröffentlicht. Die nächste Grundlegende Änderung betraf die Verbannung des Drum-Computers. Zu zweit wollten wir dann auch nicht auf der Bühne stehen. Nach diversen Line-Up-Problemen stieß dann Christian Garagatti als Drummer zu uns.

Und jetzt zum Album. "Impressions from a dying world" ist ja ein extrem morbide klingender Titel und auch auf dem Album kommt diese Stimmung ziemlich durch. Gibt es ein Gesamtkonzept hinter dem Album und wie wurde der Titel gewählt?

Tobias: Ein richtiges Gesamtkonzept steht eigentlich nicht hinter dem Album. In den Texten dreht es sich, ganz grob betrachtet um den Werteverfall unserer Gesellschaft. Aufrichtigkeit, Loyalität, wahre Freundschaft und Liebe muss man heute mit der Lupe suchen. Das kotzt uns einfach dermaßen an, dass wir mit diesem Thema sicher auch noch die nächsten 10 Alben füllen könnten. Unsere Betrachtung beruhen dabei fast ausschließlich auf realen Begebenheiten, die uns in dieser oder ähnlicher Form passiert sind. Sieht man sich diesen geistigen Verfall der menschlichen Rasse an, kommt man schnell zu dem Schluss, dass die Erde, zumindest was die zweibeinigen Bewohner anbelangt, im Sterben liegt. Daher der Album-Titel.

Wer zeichnet bei euch denn im allgemeinen für die Songs und Texte verantwortlich?

Tobias:   Die Songs schreiben wir gemeinsam im Proberaum, wobei Stefan sicher die meisten Ideen einbringt. Die Texte auf "Impressions from a dying world" entspringen zu 70 Prozent meiner Feder. Die anderen Texte hat Stefan übernommen.

Welche Einflüsse - neben SENTENCED und TYPE 0 NEGATIVE - habt ihr auf dem Album noch verarbeitet? Wie würdet ihr selbst den Stil beschreiben?

Tobias:   Was den Stil anbelangt, gehen die Meinungen bei uns etwas auseinander. Ich würde unsere Musik als Death-Rock mit leichtem Gothic-Einschlag beschreiben. Neben Type O und Sentenced haben uns sicherlich auch Samael beeinflusst - vor allem die Keyboards betreffend. Und auch einige NU-Metal-Bands haben wohl ihre Spuren in unserer Musik hinterlassen. Mein Musikgeschmack reicht von Nick Cave bis Impaled Nazarene. Stefans Geschmack ist ähnlich breit gefächert. Und ich denke, jeder Song, den man sich anhört, spiegelt sich irgendwo in der eigenen Musik wieder. 

Mit etwas Abstand zum Album, gibt es etwas, das ihr anders machen würdet, seid ihr rundum zufrieden oder steht ihr auf dem Standpunkt: 'Wir stehen zu gemachten Fehlern und lernen für die Zukunft?'

Tobias:   Rundum zufrieden werden wir mit einem Album wohl niemals sein. Dafür sind wir zu perfektionistisch. Aus meiner Sicht gibt es an dem Album zwei Hauptpunkte, die mich im Nachhinein ein wenig stören: Zum einen die Produktion, die in einem richtigen Studio sicher fetter ausgefallen wäre. Wir haben das Album komplett in Eigenregie mit einem Hard-Disk-Recorder im Proberaum aufgenommen und später per Computer noch einmal nachbearbeiten lassen. Nun gut, das waren halt unsere finanziellen Möglichkeiten zu diesem Zeitpunkt. Zum anderen denke ich, dass die Songs zum Teil ein bisschen zu verworren klingen. Hier und da fehlt der rote Faden, so dass sich die Musik erst nach einigen Durchläufen richtig in den Gehörgängen festsetzt. Die Songs auf unserem neuen Album, das voraussichtlich im Sommer 2004 erscheint, werden auf jeden Fall etwas eingängiger werden. Und die Produktion wird diesmal auch keine Wünsche mehr offen lassen.

Habt ihr schon einen Nachfolger in Vorbereitung? Wenn ja, gibt's auch schon einen geplanten Veröffentlichungstermin?

Tobias:   Siehe oben!

Wie war 2003 livemäßig für euch?

Tobias:   Wir hatten einige gute Gigs im Norden Deutschlands - unter anderem mit Disbelief, Mystic Circel und Noiseforrest. Hauptsächlich haben wir 2003 aber eher aufs Songwriting Wert gelegt.

Gibt's schon Termine für 2004?

Tobias: Spruchreif ist in dieser Richtung bisher noch nichts. Unser Hauptproblem ist, geeignete Bands für gemeinsame Gigs zu finden. Death- und Blackmetalkombos sind zu hart und die typischen Gothic-Bands zu weich für uns. Also, wenn sich hier eine Band angesprochen fühlt: Ihr könnt uns gerne eine mail schicken! Sobald Termine feststehen, findet Ihr die Daten auf unserer Homepage unter www.mytide.de

Mit welcher Band würdet ihr gerne mal zusammen spielen?

Tobias: An erster Stelle steht hier sicherlich Sentenced. Aus rein kommerzieller Sicht wäre HIM nicht schlecht.

Wer oder was soll unter Deinem Weihnachtsbaum liegen?

Tobias:Ich mag keine Weihnachtsbäume. Aber wenn ich denn einen hätte, sollte dort am liebsten meine Freundin liegen - eingeölt, im Kerzenschein glänzend und nur mit kniehohen Lackstiefeln und einer schwarzen Schleife bekleidet. Ansonsten gibt´s da eine ganze Reihe von Leuten, die ich gerne mit einem Messer im Rücken unter meinem Baum liegen sehen würde...

Und wer oder was auf keinen Fall?

Tobias: Auf gar keinen Fall möchte ich Harry Potter, den geistigen Durchfall von Dieter Bohlen oder unsere Ex-Sängerin unterm Tannenbaum haben (nicht mal mit dem Messer im Rücken!). 

Okay, das war's von meiner Seite. Ich drücke euch beide Daumen für die Zukunft, bin sehr gespannt aufs nächste Album und würde mich freuen, wieder von euch zu hören. Das letzte Wort gehört Dir.

Tobias:   Wir waren jung und brauchten das Geld!

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